17 05 17 — 16:23

„go not to Wittenberg“ – auf den Spuren des Jüdischen
Jakob schaut die Himmelsleiter
… Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.
1.Mose,28
Der WITTENBERG_PALAST ist eine Oase, in der man verweilt und eintaucht in biblische Zeit. Man ruht auf orientalischen Kissen, riecht den Duft von Myrrhe und Weihrauch, löscht seinen Durst mit klarem Wasser, frischer Minze und kostet von Mandeln, Datteln und Feigen. Ist da nicht der Klang einer Harfe oder Laute? Man liest im Alten Testament, dem Fundament der Tora, betrachtet die Gemälde der Engel, mit denen sich Künstler seit Jahrhunderten beschäftigen. Man öffnet seine Sinne und wird selbst Teil dieser Welt der Mythen, Engel, Träume.
Jakobs Kampf am Jabbok. Sein neuer Name
… und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn … Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; …
1. Mose,32

Abraham ist der gemeinsame Stammvater der monotheistischen Religionen. Er ist der Stammvater der Israeliten und der Ismaeliten. Engel erscheinen als Bot_innen und Verkünder_innen Gottes in der Tora, der Bibel und dem Koran. Das Ringen um Gott, um den Glauben, beschäftigt jeden von uns. Wo liegen unsere Wurzeln? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Was verbindet uns mit Anderen? Welches Wissen habe ich persönlich vom Volk der Juden und seiner Geschichte, seiner Religion? Welche Bilder entstehen vor meinen Augen?
In enger Verbindung mit dem WITTENBERG_PALAST finden im Juli Malworkshops zu den Themen Engel und Träume in der KulturBotschaft statt, in Zusammenarbeit mit der „Historischen Farbenküche“. Termine und Anmeldung s. www.kulturbotschaft.info
Vielleicht erscheint der Vogel Zev, geleitet zur Stadtkirche und zeigt dort das Bild „Jakobs Traum von der Himmelsleiter“ von einem unbekannten Maler um 1615. Draußen an der Kirche, den Blick träumerisch zum Himmel gewandt, glaubt man, seinen Augen nicht zu trauen, entdeckt man ein Sandsteinrelief, die „Judensau“. Durch die von hier vor 500 Jahren ausgehende Reformation ist Wittenberg ein „Bedeutungsort des Christentums“, Pilgerstätte und nationales Symbol, zu Shakespeares Zeiten gar ein Synonym für Fortschrittlichkeit und Gelehrtheit. (Deswegen verlegte er Prinz Hamlet hierher zum Studium:)
… Let not thy mother lose her prayers, Hamlet: I pray thee, stay with us; go not to Wittenberg.
(William Shakespeare, Hamlet, 1.2.118-119)
Das Stammhaus und „Basislager“ der KulturBotschaft – Dialog der Weltanschauungen liegt direkt gegenüber der Stadtkirche Sankt Marien, das am nächsten zu Luthers Kanzel gelegene Haus – gehört aber bereits zum „Jüdenviertel“. Die Judensau, ein Schmähbild zur Verspottung der Juden, ist ein schweres Erbe der „Lutherstadt“, aber natürlich auch der gesamten evangelischen Kirche, das eine Positionierung einfordert. Diese „Judensau“, Stein des Anstoßes an der Kirche seit nun mehr als 700 Jahren (!), schreit geradezu nach einer Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte in Wittenberg – sowie einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit dem Jüdischen. Ein Tor zur Vergangenheit wird aufgestoßen, mit dem Schwerpunkt auf einer Spurensuche nach den Andersdenkenden, Benachteiligten und Stimmlosen (Häretiker, Frauen, Fremde…)
„500 Jahre Thesenanschlag“ bietet die Chance, Wittenberg auch lange über das Reformationsjubiläum hinaus aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen.
Eine Reihe von Veranstaltungen ist dazu im WELTRAUM in der KulturBotschaft in Vorbereitung, u.a.: Rom Brener / Kabbalah Centre in Tel Aviv: Kalligraphie, Offenes Atelier, Präsentation Bastelbogen der Stadtkirche in Kooperation mit Cord Woywodt -faltplatte.de, Oded Korach: „The Common God“, The White Mountain / Kuratoriumsprojekt der KulturBotschaft, Weltfriedensfest am 21. September; Neuigkeiten bei facebook.com/KulturBotschaft und unter www.kulturbotschaft.info