17 05 17 — 16:03
Ich habe die Möglichkeit zu reisen.
Ich lebe in einer Stadt mit vielen Grenzen: Grenzen der Religion, Nationalität, Kultur, Politik, des Verkehrs, der Bildung und die Grenze der Sippen. Und mit all diesen Grenzen spielt eine Grenze zusammen. Es ist die Grenze der Zeit. Mit jeder Sekunde vergeht unser Leben – die „Batterie“ wird leer sein, und dann sterben wir – und am Ende wünschen wir uns vielleicht, eine andere Zeit zu haben, aber es ist vorbei.
Als Künstler, habe ich die Möglichkeit erhalten, zu reisen. Der Grund dafür war, dass eine deutsche Künstlerin in Bagdad meine Arbeiten sah und wir zusammen arbeiteten. Daraufhin kontaktierte sie eine Kunstinstitution, die mich als Künstler nach Deutschland einlud. So begann ich die Grenze der arabischen Gesellschaft zu überschreiten.
Auf meinen Reisen machte ich einige spezielle Erfahrungen als ich die Grenzen überschritt, um aus dem Irak in andere Länder zu gelangen, insbesondere an der mexikanischen Grenze. Hierbei begann mein Nachdenken über Grenzen. Ich stellte einige Arbeiten her, die diese Grenzsitutationen thematisierten. Zurück in Bagdad, begann ich die Video-Arbeit „One day in Baghdad“. In diesem Video interviewe ich verschiedene Leute: Jedes Mal beginne ich sie zu fragen:
Wohin möchtest Du reisen?
Und was ist mit der Grenze der Religion? Können wir ohne sie leben? In der islamischen Religion zum Beispiel ist eine Grenzline zwischen Paradies und Hölle. Die Grenze kann wie ein Haar sein: Nur wenn Du gut bist, kannst Du darauf gehen, wenn Du schlecht bist, wirst Du fallen. Religion ist auch eine Unterstützung bei der Entscheidung, den Anderen, die Dich verletzen, zu vergeben, und ihnen nicht die eigene Macht zu zeigen. Im Islam steht geschrieben: Entschuldige die Anderen 70 Mal. Und wirklich viel Kraft braucht man, wenn man mit den Grenzen kämpft, die man sich selbst setzt.
Es gibt viele Fragen über Grenzen und ich möchte ein paar von diesen in meinen Arbeiten befragen. So hoffe ich, sie zu verstehen. Zwei weitere Fragen sind:
Warum gibt es Nationalität? Wir haben doch alle den gleichen Körper.
Und:
Warum ist etwas für einige Menschen frei und zugleich stellt es für Andere eine Grenze dar?
So werde ich mit meiner Arbeit über die Grenzen sprechen, die ich erwähnte, und Menschen in Wittenberg mit Baghdad verbinden, – mit der Stadt, in der ich lebe.