Ich lebe in einer Stadt mit vielen Grenzen.

Kadir Fadhel

(*1977; k.artpainter2468@gmail.com)

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17 05 17 — 16:03

Ich habe die Möglichkeit zu reisen.

Ich lebe in einer Stadt mit vielen Grenzen: Grenzen der Religion, Nationalität, Kultur, Politik, des Verkehrs, der Bildung und die Grenze der Sippen. Und mit all diesen Grenzen spielt eine Grenze zusammen. Es ist die Grenze der Zeit. Mit jeder Sekunde vergeht unser Leben – die „Batterie“ wird leer sein, und dann sterben wir – und am Ende wünschen wir uns vielleicht, eine andere Zeit zu haben, aber es ist vorbei.

Als Künstler, habe ich die Möglichkeit erhalten, zu reisen. Der Grund dafür war, dass eine deutsche Künstlerin in Bagdad meine Arbeiten sah und wir zusammen arbeiteten. Daraufhin kontaktierte sie eine Kunstinstitution, die mich als Künstler nach Deutschland einlud. So begann ich die Grenze der arabischen Gesellschaft zu überschreiten.
Auf meinen Reisen machte ich einige spezielle Erfahrungen als ich die Grenzen überschritt, um aus dem Irak in andere Länder zu gelangen, insbesondere an der mexikanischen Grenze. Hierbei begann mein Nachdenken über Grenzen. Ich stellte einige Arbeiten her, die diese Grenzsitutationen thematisierten. Zurück in Bagdad, begann ich die Video-Arbeit „One day in Baghdad“. In diesem Video interviewe ich verschiedene Leute: Jedes Mal beginne ich sie zu fragen:

Wohin möchtest Du reisen?

Und was ist mit der Grenze der Religion? Können wir ohne sie leben? In der islamischen Religion zum Beispiel ist eine Grenzline zwischen Paradies und Hölle. Die Grenze kann wie ein Haar sein: Nur wenn Du gut bist, kannst Du darauf gehen, wenn Du schlecht bist, wirst Du fallen. Religion ist auch eine Unterstützung bei der Entscheidung, den Anderen, die Dich verletzen, zu vergeben, und ihnen nicht die eigene Macht zu zeigen. Im Islam steht geschrieben: Entschuldige die Anderen 70 Mal. Und wirklich viel Kraft braucht man, wenn man mit den Grenzen kämpft, die man sich selbst setzt.

Es gibt viele Fragen über Grenzen und ich möchte ein paar von diesen in meinen Arbeiten befragen. So hoffe ich, sie zu verstehen. Zwei weitere Fragen sind:

Warum gibt es Nationalität? Wir haben doch alle den gleichen Körper.

Und:

Warum ist etwas für einige Menschen frei und zugleich stellt es für Andere eine Grenze dar?

So werde ich mit meiner Arbeit über die Grenzen sprechen, die ich erwähnte, und Menschen in Wittenberg mit Baghdad verbinden, – mit der Stadt, in der ich lebe.

Kadir Fadhel

(*1977; k.artpainter2468@gmail.com)

Er studierte Kalligrafie und Bildende Kunst. 2015 schloss er an der Universität Bagdad am College für Bildende Kunst ab. Er arbeitet medienübergreifend mit Malerei, Graphik, Fotografie, Video, Performance und Installation. 2015 erhielt er für sein Werk den Ishtar Award für junge Künstler. Seit 2015 war er in Bagdad mit Gruppenausstellungen, öffentlichen Aktionen und dem Partnerprojekt TECHNOGRAPH in Burj Babel for Media Development präsent. Er ist einer der Gründer_innen des „TARKIB independent festival of Contemporary Art“ (2015 Bagdad) und dort ausstellender Künstler. Er ist Mitglied der „Iraqi Calligrapher‘s Society“ und der „Iraqi Plastic Artist‘s Society“. 2016 war er Projektassistent bei PUBLIC COLLECTION_BAGHDAD, einem Projekt der Künstlerin Michaela Rotsch. Seit 2016 war er mit Einzel- und Gruppenausstellungen in München bei Domagk Halle50, der Galerie Royal sowie bei „Kunst im Bau“, in Berlin bei SYNTOPISCHER SALON, in Wien im Kunstraum Niederösterreich und in Mexiko u. a. im Centro Cultural und IMAC in Tijuana vertreten. Neben Aktionen an der Grenze Mexiko-US initiierte Kadir Fadhel im Zuge seiner Lehre an der Universität UPN Tijuana das kollektive Projekt SOS. Er arbeitete u. a. mit dem Goetheinstitut Irak zusammen und erhielt in München eine Residency der Villa Waldberta. Im Juli 2017 ist er Stipendiat der Cranach-Stiftung in Wittenberg.

Michaela Rotsch

Bildende Künstlerin, transdisziplinäre und -kulturelle Forschung mit arabesken Organisationsstrukturen und syntopischen Werkstrukturen.

michaelarotsch.com

* Der Prototyp der Glaskuben stammt aus der künstlerischen Werkstruktur SYNTOPIAN VAGABOND, die hier mit dem transkulturellen Projektansatz von GLASPALÄSTE durch die gemeinsame Rahmenstruktur der Glaskuben verbunden wird. Dadurch wird die Grenze zwischen Bildender Kunst und anderen kulturellen Bereichen ausgelotet.

syntopianvagabond.net

Michaela Rotsch

Fine artist, transdisciplinary and transcultural research with arabesque organisational structures and syntopic work structures.

michaelarotsch.com

* The prototype of the glass cubes comes from the artistic work structure SYNTOPIAN VAGABOND, which is linked here to the transcultural approach of GLASPALÄSTE through the common structure of the glass cubes. Thus the boundary between contemporary art and other cultural areas is explored.

syntopianvagabond.net

Irmtraud Voglmayr

Soziologin und Medienwissenschaftlerin, Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Stadt- und Raumforschung, Medien, Gender und Klasse.

Irmtraud Voglmayr

Sociologist and media theorist, focussing on research and teaching: city and urban planning, media, gender and class.

Juliane Zellner

Juliane Zellner studierte Theaterwissenschaft (M.A.) in München, Urban Studies (MSc.) in London und promoviert derzeit an der Hafencity Universität im Fachbereich Kultur der Metropolen.

Juliane Zellner

Juliane Zellner holds a degree in Theatre Studies (M.A.) from LMU Munich and a degree in Urban Studies (MSc) from UCL London.

Currently she is a PhD Candidate in the Department of Metropolitan Culture at the HCU Hamburg.