von Elif Agde, Studentin, und Danae Ioannou, Doktorandin der Soziologie Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem griechischen Gymnasium Fener in Istanbul und dem Gymnasium Ottobrunn

Leitung: Michaela Rotsch & Irmtraud Voglmayr

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17 05 17 — 16:56

Das griechische Gymnasium Fener steht auf einer Anhöhe im Stadtteil Fener in Istanbul. Es wurde 1454 gegründet und in seiner jetzigen Bauweise nach einem Entwurf des osmanisch-griechischen Architekten Konstantinos Dimadis 1881 bis 1883 gebaut. Es ist bei der örtlichen Bevölkerung auch unter den Namen „Rote Schule“ bekannt. Es war lange Zeit die prominente Schule vieler griechischer und bulgarischer Familien, bis 1923 ein Grossteil der griechischen Bevölkerung aus der Türkei ausgewiesen wurde. (Vgl. http://www.linkfang.de/wiki/Griechisches_Gymnasium_Fener)

Bild : wikipedia.org/wiki/Griechisches_Gymnasium_Fener

Konzept

GLASPALÄSTE ist vor dem Neuen Rathaus in Wittenberg aufgestellt, einem im historizistischen Stil erbautem Gebäude aus rotem Ziegelstein. Die Verbindung des Neuen Rathauses zu einem Istanbuler Gymnasium lag in der Optik der beiden Gebäude – beide weisen eine sehr starke Ähnlichkeit auf. Ein schönes Beispiel für die mögliche Verbindung – und somit eine Form der Grenzüberwindung – zwischen Ländern, Kulturen, Religionen und auch Funktionen.

Bei der Istanbuler Bildungseinrichtung handelt es sich um eine griechisch-orthodoxe Schule, die inmitten eines islamischen Landes eine religiöse Minderheit repräsentiert. Zwei Wochen vor dem Referendum in der Türkei am 16. April ist die Schule in erster Linie mit ihrem Gebäude bei den GLASPALÄSTEN präsent. Die im Februar begonnenen positiven Gespräche mit der Schulleitung und dem Ansprechpartner aus der Schülerschaft der Istanbuler Schule bezüglich einer Gestaltung der Glaspaläste sind vorerst abgebrochen.

Während unser Dialog an Grenzen gestoßen ist, schauen wir auf das turmartige Teleskop des Schulgebäudes, das auf dem Berg im Stadtteil Fener, im Zentrum Istanbuls, zum Himmel blicken lässt. Ein Fernrohr auf einer Schule! Hier ist die Erinnerung an einen 13-jährigen Jungen in Gaza, der ein Fernrohr baute, um über die Grenzen seiner Stadt und seines Landes in den unbegrenzten Sternenhimmel zu schauen. Inspiriert von seinem Mentor, dem Astrophysiker Suleiman Baraka, baute der Schüler Mohamed Tajeb aus ihm zur Verfügung stehenden Materialien ein Fernrohr (Gaza: Sterne gegen Krieg. ARTE-Reportage vom 15. Oktober 2016).
Wir stoßen also nicht nur an die Grenzen dieses Schulgebäudes, das mit seiner Bauweise nach Westen zum ähnlich gebauten Neuen Rathaus in Wittenberg weist, vielmehr eröffnet uns der Teleskop-Turm auf dem Gebäude auch den Blick nach Osten bis nach Gaza.

Wie können wir die Grenzen überwinden, die für uns den Dialog mit den Istanbuler Schüler_innen verhindern?

Schüler_innen aus dem süddeutschen Gymnasium Ottobrunn entwickeln dazu zwei Ansätze, mit welchen eine erneute Kontaktaufnahme mit den Istanbuler Schüler_innen ermöglicht werden soll. Im katholischen Religionsunterricht verfassen sie ein 10-seitiges Mindmap, in dem sie sich mit dem Thema „Grenzen“ auseinandersetzen. Ausgerüstet mit diesen Materialien reisen wir erneut zur Istanbuler Schule und wollen die Schüler_innen ebenfalls zum Thema „Grenzen“ befragen. Eine zweite Schüler_innengruppe aus Ottobrunn baut im Physikunterricht ein Fernrohr, das im GLASPALAST aufgestellt werden wird, um damit über die Grenzen zu schauen.

Alle formulierten Gedanken, Ideen und Antworten zum Grenzthema aus der Istanbuler und Ottobrunner Schule werden im Kubus installiert. Zur Frage …

„Über welche Grenze schauen Sie mit dem Fernrohr?“

… sind partizipative Aktionen mit Wittenberger Bewohner_innen und Besucher_innen geplant.

 

Das Neue Rathaus – erbaut 1880 als Kaserne – ist bestimmt vom ziegelroten neugotischen Baustil des Wilhelminismus. Das Neue Rathaus wurde auch als “Rote Schule” bezeichnet, weil dort zu Unterrichtszwecken der Familienangehörigen der stationierten Soldaten der Roten Armee nach der Besetzung Ostdeutschlands Räume zur Verfügung standen. (Vgl. https://lukaskiepe.de/stadtrundgang/luwinord/neues-rathaus/)

Bild: M. Rotsch

Michaela Rotsch

Bildende Künstlerin, transdisziplinäre und -kulturelle Forschung mit arabesken Organisationsstrukturen und syntopischen Werkstrukturen.

michaelarotsch.com

* Der Prototyp der Glaskuben stammt aus der künstlerischen Werkstruktur SYNTOPIAN VAGABOND, die hier mit dem transkulturellen Projektansatz von GLASPALÄSTE durch die gemeinsame Rahmenstruktur der Glaskuben verbunden wird. Dadurch wird die Grenze zwischen Bildender Kunst und anderen kulturellen Bereichen ausgelotet.

syntopianvagabond.net


Irmtraud Voglmayr

Soziologin und Medienwissenschaftlerin, Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Stadt- und Raumforschung, Medien, Gender und Klasse.

Michaela Rotsch

Bildende Künstlerin, transdisziplinäre und -kulturelle Forschung mit arabesken Organisationsstrukturen und syntopischen Werkstrukturen.

michaelarotsch.com

* Der Prototyp der Glaskuben stammt aus der künstlerischen Werkstruktur SYNTOPIAN VAGABOND, die hier mit dem transkulturellen Projektansatz von GLASPALÄSTE durch die gemeinsame Rahmenstruktur der Glaskuben verbunden wird. Dadurch wird die Grenze zwischen Bildender Kunst und anderen kulturellen Bereichen ausgelotet.

syntopianvagabond.net

Michaela Rotsch

Fine artist, transdisciplinary and transcultural research with arabesque organisational structures and syntopic work structures.

michaelarotsch.com

* The prototype of the glass cubes comes from the artistic work structure SYNTOPIAN VAGABOND, which is linked here to the transcultural approach of GLASPALÄSTE through the common structure of the glass cubes. Thus the boundary between contemporary art and other cultural areas is explored.

syntopianvagabond.net

Irmtraud Voglmayr

Soziologin und Medienwissenschaftlerin, Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Stadt- und Raumforschung, Medien, Gender und Klasse.

Irmtraud Voglmayr

Sociologist and media theorist, focussing on research and teaching: city and urban planning, media, gender and class.

Juliane Zellner

Juliane Zellner studierte Theaterwissenschaft (M.A.) in München, Urban Studies (MSc.) in London und promoviert derzeit an der Hafencity Universität im Fachbereich Kultur der Metropolen.

Juliane Zellner

Juliane Zellner holds a degree in Theatre Studies (M.A.) from LMU Munich and a degree in Urban Studies (MSc) from UCL London.

Currently she is a PhD Candidate in the Department of Metropolitan Culture at the HCU Hamburg.